Deutsche Hersteller fallen beim Gewinn ab
Der Umsatz der globalen Medtech-Branche steigt zwar nach wie vor im Schnitt um etwa acht Prozent pro Jahr, doch in jüngerer Vergangenheit sind die Kosten vor allem durch geopolitisch bedingte Energie- und Rohstoffpreissteigerungen sowie inflationsbedingte Lohn- und Gehaltserhöhungen überdurchschnittlich gestiegen“, bilanziert Thilo Kaltenbach, Partner von Roland Berger.
„Die Unternehmen haben zwar versucht, die höheren Produktionskosten an die Kunden weiterzugeben, doch ist dies nur zum Teil gelungen. Dementsprechend sinken weltweit die Gewinnspannen der Unternehmen.“
Deutschland tut sich schwer
Dabei zeigt die Analyse deutliche Unterschiede, sowohl regional als auch sektoral: So ist der Anteil der Unternehmen mit unterdurchschnittlicher Leistung in Deutschland größer als in Resteuropa, Nordamerika oder dem asiatisch-pazifischen Raum.
Während etwa in den USA und Kanada die durchschnittlichen Margen von Mitte 2022 bis Mitte 2023 von 25 auf 22 Prozent zurückgingen, sank das EBITDA europäischer Medtech-Unternehmen von im Schnitt 20 auf nur noch 17 Prozent des Umsatzes und in Deutschland von 17 auf 14 Prozent.
Satte Unterschiede in den Branchen
Gleichzeitig zeigen sich deutliche Unterschiede innerhalb der Branche: Am schlechtesten schneiden Hersteller von Einwegmaterial (12 %) ab, während es in den Segmenten Labor- und Diagnostiklösungen (26 %), chirurgische Instrumente (22 %) sowie medizinische Hilfsmittel und Geräte (18 %) vergleichsweise gut lief.
Die niedrigsten Gewinnspannen haben mit 12 Prozent nach wie vor die Segmente Dienstleistungen und Verbrauchsmaterialien: Sie leiden unter inflationsbedingten Lohnerhöhungen und einer begrenzten Produktdifferenzierung. Dennoch konnten beide Segmente als einzige ihre Margen im ersten Halbjahr 2023 stabilisieren und sogar leicht verbessern.
„Hier wirken Programme zur Leistungsverbesserung, die beispielsweise zu mehr Automatisierung und einer Verringerung des Personalbestands geführt haben“, betont Marco Bühren, Principal bei Roland Berger.
Medtech-Branche steht unter Druck
Für den Roland Berger-Experten sind die sinkenden Gewinnspannen ein Beleg für den Druck, dem die Medtech-Branche aktuell ausgesetzt ist.
Doch die Studie zeigt auch, dass nicht alle Unternehmen gleich betroffen sind und manche deutlich besser abschneiden als andere. „Wer in der aktuell schwierigen Wettbewerbssituation bestehen will, muss sich fragen, was die erfolgreicheren Unternehmen besser machen als die Nachzügler“, rät Kaltenbach. Ein Allheilmittel gebe es nicht, aber die Analyse zeige, dass die stärksten Firmen vier Merkmale gemeinsam haben:
- eine herausragende unternehmerische Führung,
- eine kohärente Strategie,
- eine hohe Umsetzungskompetenz,
- eine angemessene Größe und Finanzlage.
Es sei nun auch an der Zeit, die Investitionen in Robotics und Digitalisierung in profitable Geschäftsmodelle zu übersetzen. Langfristig komme noch die „Licence to operate“ dazu, für die es eine gute Umwelt-, Sozial- und Governance-Strategie (ESG) brauche. Kaltenbachs Rat: „Wer an diesen Hebeln ansetzt, hat gute Chancen, die eigene Rentabilität und damit den Geschäftserfolg auf Dauer zu sichern.“
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