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Foto: MTD

Teilnehmer der Diskussionsrunde (von links oben im Uhrzeigersinn): Moderation: Andreas Haak (Dentons Europe), Stephan Richtzenhain (Sitex), Dr. Axel Kaiser (Lohfert & Lohfert), Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff (CKM), Jürgen Zurheide (Moderator), Karin Gensow (Prospitalia). Foto: MTD

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Systemgemachter PSA-MangelKarin Gensow, Geschäftsführerin der Einkaufsorganisation Prospitalia, bezeichnete die Versorgungssicherheit als zentrales Thema für die Krankenhäuser. Eigentlich habe in Deutschland während der ersten Corona-Welle im Frühjahr gar kein Mangel an persönlicher Schutzausrüstung geherrscht. Die Produkte seien nur ungleich im Land verteilt gewesen: Während in Mecklenburg-Vorpommern die Läger in den Kliniken voll gewesen seien, waren sie in Bayern leer. „Es fehlt einfach der Überblick, wo welche Waren vorhanden bzw. gelagert sind oder geliefert werden können.“ Gebraucht werde deshalb eine intelligente Verteilung der Güter. Gensow kritisierte auch die Einmischung der öffentlichen Hand in die Versorgung mit medizinischen Gütern: „Die geschaffenen Parallelstrukturen der Regierung im Einkauf von Waren waren eher hinderlich.“ Man brauche kein nati­onales Lager mit Masken usw. Notwendig sei vielmehr ein Dialog mit den bewährten Experten, die den Markt kennen, namentlich den Einkaufsgemeinschaften und Lieferanten.
Preishüpfer sind VerliererIm Rückblick auf die Corona-Versorgungs­krise habe sich gezeigt, dass strategische Systemlieferanten langjährige Partner und Kunden aus Einkaufsorganisationen sowie Kliniken bevorzugt beliefern. „Verlierer sind die Preishüpfer, die wegen ein paar Cent immer wieder ihre Lieferanten wechseln“, stellte Gensow fest. Bei Ausschreibungen werde die Liefer- und Versorgungssicherheit deshalb zu einem immer wichtigeren Zuschlagskriterium und eben nicht mehr allein der Preis. Dieser Aspekt sei aufgrund von Corona nun auch bei den Vorständen der Kliniken angekommen. Krankenhäuser müs­s­ten auf der anderen Seite auch gegen­über den Industriepartnern eine höhere Verbindlichkeit praktizieren.
Brauchen keine nationalen LägerProf. Dr. Dr. Wilfried von Eiff machte auch eine seit 2015 staatlich verordnete Sachkostenabwertung mit verantwortlich für den praktizierten Preisdruck auf die Medizinprodukte-Hersteller. Die Signale der Lieferabrisse habe man dann vor der Corona-Krise nicht ernst genommen. Der Staat sei auch nicht der beste Einkäufer. Kurzfristig konnte er durch internationale Beschaffung Lücken füllen, langfristig sollten jedoch die Rahmenbedingungen geändert werden. Kooperationen von Kliniken, Industrie und Einkaufsgemeinschaften seien durchaus in der Lage, Lieferengpässe aufzufangen. Statt nationalen Lägern sollte die öffentliche Hand lieber die Ersatzproduktion stärken. Nachdenklich stimmte eine weitere Anmerkung von Eiffs: Noch bis Jahres­beginn sei in namhaften Studien festgestellt worden, dass es bundesweit 600 bis 800 Krankenhäuser zu viel gebe: „In der Corona-Krise hätten wir ohne diese Kapa­zitäten ziemlich alt ausgesehen.“ Wie Gensow stellte auch er eine Verschlechterung der Logistikleistungen im Markt fest. Auch hier seien nicht die bewährten Medizinlogistiker gemeint, sondern Quereinsteiger – Stichworte: beschädigte Waren-Verpackungen, Lieferung zu falscher Zeit oder von falschen Mengen.
Nachhaltigkeit vor PreisDer Vergaberechtsexperte Andreas Haak von der Wirtschaftskanzlei Dentons Europe bestätigte, dass bei der Vergabe inzwischen vermehrt auch Nachhaltigkeitsaspekte eine Rolle spielen, während es früher vor allem der Preis gewesen sei. Auch aus vergaberechtlicher Sicht seien Innovationspartnerschaften möglich und würden deshalb immer häufiger umgesetzt. Stephan Richtzenhain vom Textildienstleister Sitex verwies auf die Leis­tungs­fähigkeit in Sachen wiederverwend­barer, waschbarer Mikrofaserschutzkittel, OP-Mäntel und Masken. Nachhaltigkeit sei in der Gesamtbetrachtung gar nicht so teuer. Man müsse im Markt von einem System des Wettbewerbs hin zu einem System der kreativen Partnerschaft kommen.
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Floor

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