Folgen Sie uns
Grafik: Gerd Altmann

Für junge Menschen ist das Thema „geschlechtsspezifische Versorgung“ wichtig. Foto: Gerd Altmann/Pixabay

Während den meisten Menschen nicht bewusst ist, dass der männliche Körper in der Medizin als Standard gilt, sind es die unter 30-Jährigen, die Änderungsbedarf sehen und sich ein Umdenken wünschen. Jüngere Menschen sind stärker sensibilisiert für die Ausrichtung der medizinischen Versorgung am „männlichen Normkörper“ als ältere Menschen und fordern dementsprechend eine geschlechtsspezifische Gesundheitsversorgung ein – so die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter mehr als 1000 Erwachsenen der BKK VBU.
Diese zeigt: Mehr als ein Drittel der unter 30-Jährigen (36%) geht von einer männlichen Orientierung in der medizinischen Versorgung aus. Bei den älteren Menschen ab 60 Jahren sind dies nur 8 Prozent. Gesamt betrachtet sind knapp dreiviertel der Bundesbürger der Auffassung, dass die medizinische Versorgung gleichermaßen an beiden Geschlechtern ausgerichtet sei, mit 73 Prozent der Männer und 72 Prozent der Frauen sind beide Geschlechter hier gleicher Meinung. Nahezu unvorstellbar scheint für die Befragten, dass die medizinische Versorgung an der Frau orientiert sein könnte: Nur 2 Prozent sehen dies als Option.
Fakt ist: Der männliche Körper gilt in der Medizin als Bewertungsmaßstab, egal ob im Behandlungszimmer, in der Notaufnahme oder bei klinischen Studien, in denen vor allem Daten und Erkenntnisse über Männer gesammelt werden. Es sind aber nur 17 Prozent, also nicht einmal ein Fünftel der Befragten, die diesen Sachverhalt richtig einschätzen. Zu den Folgen des sogenannten gender data gap gehören unerkannte Symptome z. B. bei einem weiblichen Herzinfarkt oder die Tatsache, dass Frauen häufiger unter unerwünschten Nebenwirkungen von Medikamenten leiden.
Deutlicher Wunsch: Geschlechtsspezifische Besonderheiten nicht ignorieren
Dass sich dieses Ungleichgewicht ändern muss, sehen vor allem die Jüngeren: Mit 66 Prozent geben sie an, dass es ihnen wichtig bzw. sehr wichtig ist, dass die medizinische Versorgung stärker auf das Geschlecht schaut. In der Gesamtbetrachtung zeigt sich, dass sich über die Hälfte aller Befragten eine geschlechtsspezifische Versorgung wünscht. Hierbei ist es den Frauen mit 60 Prozent noch wichtiger als den Männern mit 47 Prozent .
„Wir haben hier eine Erwartungshaltung aufgebaut, für die wir Antworten brauchen“ so Andrea Galle, Vorständin der BKK VBU. „Es muss daher unser gemeinsames Anliegen sein, eine medizinische Versorgung voranzubringen, die Frauen wie auch Männern besser gerecht wird, in dem sie geschlechtsspezifische Besonderheiten in den Blick nimmt. Dazu gehört auch, den weiblichen Blick zu stärken in Entscheidungsstrukturen des Gesundheitssystems, die meist von männlicher Sicht geprägt sind. Davon können nur beide Geschlechter profitieren“, fordert Andra Galle.
Beispiel Verhütung: Ungleich verteilt zu Lasten der Frau
Ein Ungleichgewicht in der Versorgung zeigt sich auch am Beispiel von verschreibungspflichtigen Verhütungsmitteln. Wenn Frauen auf künstliche Hormone in der Antibabypille verzichten wollen, fehlt es an Alternativen. Entscheiden sie sich für die Pille, müssen mit einer Vielzahl von Nebenwirkungen wie z.B. einem erhöhten Risiko für Thrombosen und Lungenembolien leben. Dennoch wird vorausgesetzt, dass Frauen diese Nebenwirkungen zuzumuten sind. „Um auch hier eine Versorgungssituation zu schaffen, die beiden Geschlechtern gerecht wird, braucht es unbedingt mehr Forschungsinteresse und Engagement seitens der Politik“, fasst Galle zusammen.
Mehr Informationen zur Umfrage www.meine-krankenkasse.de/umfrage-gender.
 

Foto: Karolina Grabowska/Pixabay
Person
Zurück
Speichern
Nach oben