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24. April 2023
Wolf-Dieter Seitz
Ausblick MedTech-Branche 2023

Konzepte für aktuelle Herausforderungen

Was erwartet den Medizintechnikmarkt 2023? Das Healthcare- und Life Sciences-Team des Dienstleisters Plexus hat Hersteller zu den Herausforderungen und Chancen des nächsten Jahres befragt. Es kristallisierten sich dabei einige Kernthemen heraus.
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Foto: David Mark/Pixabay
Plexus hat analysiert, auf welche Herausforderungen sich die Medtech-Branche einstellen muss.

Selbst wenn sich die Lage bis Ende 2023 entspannen sollte – die Supply Chain hat sich unwiderbringlich verändert. Dementsprechend fieberhaft suchen, so Plexus, Hersteller nach neuen Strategien, um ihre Wertschöpfungskette widerstandsfähiger zu machen. Während manche Unternehmen eigene „Safety Stocks“ aufbauen, holen andere ihre Produktion gleich ganz in die Heimat zurück: Immerhin 86 Prozent der deutschen Unternehmen hegen Pläne zum „Nearshoring“ bzw. „Re-Shoring“ ihres Geschäfts.

Strategiewechsel in der Supply Chain

Der Aufbau von lokalen Lagern und Fertigungskompetenzen setze jedoch hohe Investitionen voraus. Andererseits lasse sich durch den Einsatz von KI, IoT und Robotik der Automatisierungsgrad sowohl im Lager als auch in der Produktion verbessern und damit kosteneffizienter arbeiten. Laut Analyse werden Medizingerätehersteller die Fertigung noch stärker in die Hände von externen Partnern geben, um sich des Sorgenkinds Supply Chain so gut es geht zu entledigen.

Hohes Innovationstempo

Das Innovationstempo könnte laut Umfrageergebnis noch einmal einen Gang zulegen. Bereits während der Pandemie bewiesen Hersteller von Beatmungsgeräten und Labordiagnostik, wie sich medizinische Elektronikgeräte schnell, sicher und Compliance-konform auf den Markt bringen lassen. Diese Erfahrung habe die Branche geprägt und die Messlatte nach oben verlagert.

Die Rekordgeschwindigkeiten können Hersteller jedoch nur erreichen, wenn sie neben umfassenden Erfahrungen im Engineering auch über agile Ressourcen verfügen. Die Zusammenarbeit mit externen Partnern beschränke sich dabei nicht mehr auf die Fertigung, sondern auch auf Design und Entwicklung, Supply Chain und Compliance.

Langlebige Medizinprodukte

Das Thema Nachhaltigkeit geht auch an der Medizintechnik nicht vorbei. Laut einer Umfrage erkundigt sich bereits jeder dritte Kunde aktiv nach dem ökologischen Fußabdruck von Medizinprodukten. Neben Verpackung, nachhaltigen Materialien sowie umweltgerechter Entsorgung bzw. Recycling gehören in Zukunft auch kurze Transportwege sowie Energieeffizienz in den Auswahlkatalog.

Hersteller werden hier, so Plexus, in den nächsten Jahren verstärkt in „Sustaining Services“ im Aftermarket investieren müssen, um sowohl gesetzliche Vorgaben (Stichwort: Lieferkettengesetz) als auch dem wachsenden Umweltbewusstsein ihrer Kunden gerecht zu werden.

Künstliche Intelligenz & Compliance

Der KI-Anteil in der modernen Medizintechnologie legt auch in diesem Jahr zu. Vor allem im Zusammenhang mit bildgebenden Verfahren (Imaging) verspricht das Machine Learning (ML) echte Unterstützung bei der Auswertung und Diagnosefindung. Noch unterstützen die Geräte wie z. B. bei der Venenpunktion lediglich den Scanvorgang. Zukünftig könnten die Roboter jedoch anhand von Bilddaten trainiert werden und zum Beispiel die Blutabnahme bei Patienten anwenderunabhängig durchführen. Auch bei der robotergestützten Chirurgie und beim Patientenmonitoring ist das Einsatzpotenzial von ML-Algorithmen hoch, so die Umfrage.

Cyberschutz als Bürokratiemonster

Das Gesundheitswesen steht schon seit langem im Visier von Cyberangreifern. Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen tun sich jedoch schwer, die nötigen Sicherheitsmaßnahmen in der Praxis umzusetzen. Mit Inkrafttreten des IT-Sicherheitsgesetzes 2.0 hat sich der Druck hier deutlich erhöht und wird – zumindest was den Cyberschutz bei Medizinprodukten angeht – unmittelbar an die Hersteller weitergegeben.

Zwar ist die IT-Sicherheit ohnehin fester Bestandteil der MDR. Der Arbeitsaufwand für die Beantwortung von Fragenkatalogen, Formularen und Checklisten bei Ausschreibungen nimmt jedoch zu. Neben Risikobewertungen, Datenschutzvorkehrungen und Datensparsamkeit in der Entwicklung (Privacy by Design), reiht sich zukünftig auch die Software-Stückliste (Software Bill-of-Materials, SBOM) ein.

Foto: Karolina Grabowska/Pixabay
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