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20. Februar 2023
Redaktion
WifOR-Studie/Gesundheitswirtschaft

Wie steht’s in Sachen Nachhaltigkeit?

Das WifOR-Institut hat im Auftrag des BVMed-Instituts die Nachhaltigkeitsstudie „SEE-Impact-Study der deutschen Medtech-Branche“ erstellt. Im Zentrum der Studie steht der soziale, ökonomische und ökologische Fußabdruck der Medtech-Branche. Der BVMed-Vorstandsvorsitzende Dr. Meinrad Lugan wertet die Studie als eine „erste gute Standortbestimmung“. Sie mache deutlich, dass externe Effekte im Umwelt- und Sozialbereich primär in der indirekten Lieferkette anfallen.
Foto: Merio/Pixabay

Die wirtschaftliche Aktivität der deutschen MedTech-Branche ist mit ökologischen Auswirkungen verbunden. In der SEE-Impact-Study wurde der ökologische Fußabdruck anhand der Indikatoren Treibhausgase, Luftverschmutzung, Abfall und Wasserverbrauch quantifiziert. Diese Kennzahlen wurden für das Jahr 2020 für den Standort Deutschland, die Lieferketten in Deutschland und globale Lieferketten gerechnet (sogenannter Upstream).

Ökologische Faktoren

Insgesamt war die wirtschaftliche Aktivität der deutschen Medtech-Branche mit dem Ausstoß von 8,9 Mio. Tonnen Treibhausgasen verbunden. Über 60 Prozent dieser Treibhausgasemissionen (5,5 Mio. Tonnen) entstehen dabei indirekt in der globalen Lieferkette der Medtech-Branche. Von diesen 5,5 Mio. Tonnen werden mit 1,2 Mio. Tonnen mit deutlichem Abstand die meisten Treibhausgase in China ausgestoßen.

Die wirtschaftliche Aktivität der Medtech-Branche geht global mit einer Luftverschmutzung durch sog. Feinstaub i. H. v. 2.953 Tonnen einher. Fast 90 Prozent der Luftverschmutzung wird auch hier in der globalen Lieferkette emittiert. Die wirtschaftliche Aktivität der Medizintechnik-Branche ist weniger stark mit der Verursachung von Feinstaub verbunden als andere Branchen wie zum Beispiel Fahrzeug- oder Maschinenbau.

Die wirtschaftliche Tätigkeit der Medtech-Branche in Deutschland verursacht insgesamt rund 1,8 Mio. Tonnen Abfall – mehr als 80 Prozent in der globalen Lieferkette. Im Branchenvergleich weist die Medtech-Branche „gate to gate“ mit 56 Tonnen ein geringes Abfallaufkommen je 1 Mio. Euro Output im Jahr 2020 auf.

Bei der Kennzahl des Wasserverbrauchs zeigt sich insbesondere die Anschlussfähigkeit an die SDGs (Sustainable Development Goals). Die wirtschaftlichen Aktivitäten der Medtech-Branche in Deutschland sind insgesamt mit einem Wasserverbrauch von 61,2 Mio. m³ verbunden. Davon werden 53,4 Mio. m³ indirekt in der globalen Lieferkette verbraucht (ca. 87 %). Auch hier ist durch die Hotspot-Analyse möglich, das Land in der globalen Lieferkette mit dem höchsten Wasserverbrauch zu ermitteln. So lag China hier 2020 mit 15,7 Mio. m³ an der Spitze.

Zur Methodik der Studie

Soziale Faktoren

Die SEE-Impact-Study ermittelt den sozialen Fußabdruck anhand der drei Indikatoren „arbeitsbedingten Erkrankungen“, „Unfällen“ und „Kinderarbeit“. Diese Kennzahlen wurden für das Jahr 2020 für den Standort Deutschland, die Lieferketten in Deutschland und globale Lieferketten gerechnet (Upstream).

Im Kontext der Fälle an Arbeitserkrankungen ist die wirtschaftliche Aktivität der Medtech-Branche mit insgesamt mehr als 20.000 Fällen verbunden, davon 7.300 Fälle direkt an den Produktionsstandorten in Deutschland und mehr als 10.000 Fälle in der globalen Lieferkette. Im Branchenvergleich bewegt sich die MedTech Branche im Mittelfeld.

Im Jahr 2020 ist die wirtschaftliche Aktivität der Medtech-Branche mit 23.900 Arbeitsunfällen verbunden. 62 Prozent bzw. ca. 15.000 Fälle davon entfallen auf die globale Lieferkette; auch hier wurde China als das Land mit der höchsten Anzahl an Arbeitsunfällen ermittelt.

Aufgrund der globalen Lieferketten besteht bei der wirtschaftlichen Aktivität der Medtech-Branche das Risiko von Kinderarbeit. Dabei existiert kein Fall von Kinderarbeit in Deutschland, allerdings zählt die Studie rund 3.100 Fälle in der globalen Lieferkette.

Erste Schlüsse

Aus Sicht des BVMed zeigt die Studie, dass die Medtech-Branche bei den ökologischen und sozialen Faktoren im Branchenvergleich insgesamt gut dasteht. Die Studie sei eine gute erste Standortbestimmung, die deutlich mache, dass die externen Effekte im Umwelt- und Sozialbereich primär in der indirekten Lieferkette anfallen.

Die Medtech-Branche leiste bereits jetzt einen guten Beitrag für nachhaltiges Wirtschaften. Sie wolle und könne die ökologische und soziale Transformation im Up- und Downstream mitgestalten. Allerdings würden hier oft regulatorische Hürden im Weg stehen.

So verweist der BVMed beispielhaft auf die Verwendung elektronischer Gebrauchsanweisungen (eIFU) für Medizinprodukte. Durch sie könnten Papier-, Wasser- und Energieverbrauch in der Herstellung und auch in der Logistik erheblich gesenkt werden. Die Branche stehe für konkrete Schritte bereit, benötige aber Rahmenbedingungen, die dies ermöglichen.

Die SEE-Impact-Study zeige die sehr große Tiefe der Lieferketten, die eine große Herausforderung in der direkten Beeinflussung darstellen. Wichtig ist aus Sicht des BVMed deshalb „ eine klare, ausgewogene und realistische Beschreibung der Unternehmensverantwortung bei der Übernahme sozialer und umweltbezogener Sorgfalt“.

Von Unternehmen dürfe nur das verlangt werden, was mit Blick auf ihren Unternehmenszuschnitt und ihre Möglichkeiten der Einflussnahme angemessen ist. Der BVMed plädiert folgerichtig für eine Begrenzung der Sorgfaltspflichten auf die direkten Zulieferer.

Foto: Karolina Grabowska/Pixabay
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