Reformkonzept zur Hilfsmittelversorgung
„Leitverträge sorgen für einen fairen Wettbewerb nach einheitlichen Standards – im Interesse der gesetzlich Versicherten“, erklären die WvD-Generalsekretäre Kirsten Abel und Patrick Grunau. In den letzten Jahren sei durch das bestehende System ein teures Bürokratiewirrwarr aus mehr als 1.000 Verträgen gewachsen.
Zugleich hätten die Menschen den Überblick über die ihnen zustehenden Leistungen längst verloren. Vergleichen könnten sie schon gar nicht. “Leitverträge dagegen schaffen klare Bedingungen – auch für alle Mitbewerber im Markt“, so Abel und Grunau weiter. So entstehe Transparenz ganz im Sinne des europäischen Wettbewerbs sowie eines hohen Qualitätsstandards im Gesundheitswesen in Deutschland.
Das WvD-Reformkonzept sorge zudem für einen effektiven Bürokratieabbau, es würden Verwaltungskosten gespart und Ressourcen für die eigentliche Versorgung der Versicherten mit Hilfsmitteln freigesetzt.
Zahlenspielereien der Krankenkassen
Billigausschreibung vs. Qualitätsversorgung
Die Vergangenheit habe gezeigt, dass Ausschreibungen keinen nachweislichen Einfluss auf die Ausgabenentwicklung bei Hilfsmitteln hatten. Die Forderung des GKV-Spitzenverbands nach einer Rückkehr zu Ausschreibungen bezeichnen Abel und Grunau als klare Gefahr für Qualität und Wirtschaftlichkeit.
Billigausschreibungen könnten beispielsweise zu unzureichender Versorgung bei Krankheiten wie Diabetes führen, was wiederum zu hohen Folgekosten und zusätzlichen Belastungen für die Betroffenen führt.Während zum Beispiel die konservative Versorgung mit Einlagen zum Schutz vor einem Diabetischen Fußssyndrom (DFS) gerade einmal Kosten von 113,86 Euro pro Halbjahr verursacht, liegen diese für die Versorgung eines DFS bei etwa 1.300 Euro pro Quartal3.
„Mit großer Sorge blicken wir vor diesem Hintergrund auf die vom GKV-Spitzenverband geforderte Rückkehr zu Ausschreibungen, die angeblich zu Kostensenkungen und größerer Wirtschaftlichkeit im Bereich Hilfsmittel der gesetzlichen Krankenkassen führen soll“, erläutern Abel und Grunau. Das Gegenteil sei der Fall: Ausschreibungen gefährden sowohl die Qualität als auch die Wirtschaftlichkeit in der Versorgung.
„Ausschreibungen haben sich sowohl als schädlich für Patientinnen und Patienten als auch als unwirtschaftlich herausgestellt“, so Abel und Grunau weiter. „Daher hat der Gesetzgeber 2019 die Abschaffung der Ausschreibungen auch zu Recht mit dem Risiko für die Versorgungsqualität und dem gescheiterten Qualitätswettbewerb begründet.” Vor diesem Hintergrund dürfe es kaum vier Jahre später keine Rückkehr zur Ausschreibungspraxis geben.
Die Vorschläge des GKV-Spitzenverbandes, unnötige Bürokratie abzubauen und einen einheitlichen Mehrwertsteuersatz für Hilfsmittel einzuführen, begrüße WvD dagegen ausdrücklich, betonen Abel und Grunau abschließend.
1 Zur Entwicklung der Hilfsmittelausgaben vgl. Statista.
2 Zu Anteilen der Bevölkerung über 65 Jahre 2007/2022 vgl. Destatis. Zum Anteil der Personen 65+ an den Ausgaben Hilfsmittel vgl. bspw. BARMER Hilfsmittelreport 2022, S. 3.
3 Zu möglichen Folgekosten Diabeteserkrankung vgl. bspw. Studie Helmholtz Zentrum München.
Wir versorgen Deutschland (WvD)
Das Bündnis Wir versorgen Deutschland (WvD) setzt sich für eine qualitätsgesicherte, wohnortnahe und individuelle Versorgung mit medizinischen Hilfsmitteln ein. Die Mitglieder zählen zu den maßgeblichen Spitzenverbänden und Zusammenschlüssen von Leistungserbringern. Zu dem Bündnis gehören der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik, die EGROH-Service GmbH, die ORTHEG eG, die Reha-Service-Ring GmbH, die rehaVital Gesundheitsservice GmbH, die Sanitätshaus Aktuell AG sowie der Verband Versorgungsqualität Homecare e.V. (VVHC).