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11. April 2023
Redaktion
Swiss Medtech skizziert Leitbild

Medtech-Standort Schweiz 2030

Mit dem Zielbild „Medtech-Standort Schweiz 2030“ skizziert der Schweizer Medizintechnikverband Swiss Medtech, wie das Land künftig seine Attraktivität als Medtech-Standort dauerhaft stärken kann. Dies beinhaltet u. a. stabile Handelsbeziehungen, offene Märkte, Innovationsförderung sowie an die Medtech-Industrie angepasste Vergütungsmodelle.

Die gute Nachricht: Die Schweizer Medizintechnik habe dringende Probleme im Zusammenhang mit der Rückstufung auf einen Drittstaat am 26. Mai 2021 mit Unternehmergeist und Unterstützung von Partnern im In- und Ausland lösen können. „Wer denkt, damit sei der Erfolgskurs der Schweizer Medtech gesichert, verkennt wie hart der internationale Konkurrenzkampf ist“, stellte jedoch Swiss Medtech-Präsident Dr. Beat Vonlanthen fest. Um die Position der Schweiz als attraktiven Medtech-Standort dauerhaft zu stärken, brauche es eine gemeinsame Strategie aller Akteure.

Strategie für Wachstumsbranche

Mit 63.000 Beschäftigten zähle die Branche heute ein Fünftel mehr Arbeitsplätze als noch vor zehn Jahren. Gut jede hundertste Arbeitskraft in der Schweiz sei in der Medizintechnik tätig. Hinzu komme ein jährliches Umsatzwachstum, das mit durchschnittlich sechs Prozent deutlich über dem gesamtschweizerischen BIP-Wachstum liege.

Die Medizintechnik-Branche sei seit Jahren mit einer steigenden Regulierungsflut konfrontiert, nicht nur durch die europäische Medizinprodukteregulierung, sondern auch durch die verschärfte nationale Medizinprodukteverordnung. Vonlanthen rief dazu auf, diesen Trend zu wenden: „Jede neue Regulierung sollte auch an ihren Konsequenzen für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit unserer Industrie gemessen werden. Statt regulatorischer Hürden braucht die Medtech-Branche mehr Handlungsspielraum“. Dies treffe auch auf die Beschaffung zu.

Auf offene Märkte angewiesen

„Einzig und allein auf Medizinprodukte mit europäischen Zertifikaten abzustellen, ist nicht weitsichtig genug. Wir müssen unseren Spielraum auf außereuropäische Kennzeichen ausweiten“, erklärte er.

Als exportorientierte Volkswirtschaft und als Land, das sich nicht selbst mit Medizinprodukten versorgen könne, sei die Schweiz in besonderer Weise auf offene Märkte ohne technische Handelshemmnisse angewiesen. Jeder dritte Arbeitsplatz in der Schweizer Medizintechnikindustrie hänge von Aufträgen aus der EU ab, erklärte Vonlanthen.

Die Schweiz sei bei der Forschung gut aufgestellt. Allerdings scheiterten Innovationen zu oft auf dem Weg vom Prototyp zum zugelassenen Produkt. Ausschlaggebend hierfür seien häufig fehlende Vorinvestitionen in die mehrjährige Entwicklungsphase. Hier stehe die Schweiz vor der Herausforderung, attraktiv für klinische Studien zu bleiben. Gelinge das, stärke man damit auch die Innovationskraft.

Langer Weg zur Markteinführung

Doch nicht nur der Weg zum marktfähigen Produkt dauere zu lange, sondern auch der Weg vom Produkt zur Patientenversorgung. So komme es vor, dass neue Medizinprodukte erst fünf Jahre nach der Markteinführung vergütet werden. Um mit den technologischen Entwicklungen der Medtech-Branche Schritt zu halten, müssten auch die Ansätze für die Tarifierung von Medizinprodukten innovativer werden, stellte Peter Biedermann, Geschäftsleiter von Swiss Medtech, fest. „Wir brauchen zum Beispiel neue Vergütungsmodelle für digitale Gesundheitsanwendungen“, so Biedermann. Eine Diskussion, die sich auf die Kosten der Gesundheitsversorgung beschränkt, greife zu kurz. Stattdessen benötige man eine wertebasierte Gesundheitsversorgung (Value Based Health Care) mit ganzheitlicher Betrachtung über den gesamten Behandlungspfad hinweg.

Werkplatz auf Exzellenz trimmen

Die Schweizer Medtech-Branche stehe auch vor der Herausforderung, in der Produktion höchste Qualitätsmaßstäbe mit Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen. „Das gelingt ihr aber nur dann, wenn sie ihre Kernprozesse konsequent auf Effektivität und Effizienz trimmt“, ist Unternehmer Dr. Raphael Laubscher überzeugt. Der Erfolg beruhe maßgeblich auf der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte – an denen es fehle. Der Fachkräftemangel ziehe sich durch die gesamte Branche und betreffe nicht nur akademische, sondern insbesondere produktionsnahe Berufe.

Auch das Thema Nachhaltigkeit verändere die gesamte Wirtschaft. Man sehe darin aber auch eine Chance, Vorreiter einer klimaneutralen Gesundheitswirtschaft zu werden, sagte Simon Michel, CEO von Ypsomed. Kunden und Investoren fragten zunehmend nach Angaben zur Umwelt und zur CO2-Bilanz. Er sehe Klimaschutz deshalb auch als einen Wettbewerbsvorteil an.

Foto: Karolina Grabowska/Pixabay
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