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23. Februar 2023
Redaktion
Homecare-Management-Kongress des BVMed

Homecare-Experten sind unverzichtbar

Über 120 Teilnehmer sind im November zum 9. Homecare-Management-Kongress des BVMed nach Berlin gekommen. Im Fokus standen Versorgungskonzepte, um die ambulante Versorgung zu stärken. Dabei ging es um die Rolle nicht-ärztlicher Leistungserbringer sowie eine individuelle Hilfsmittelversorgung als Grundlage zum Ausgleich einer Behinderung und die Hilfsmittelversorgung in der digitalen Infrastruktur.
Plenum
Foto: BVMed
Blick ins Plenum beim Homecare-Management-Kongress des BVMed.

Bei der politischen Podiumsdiskussion am Vorabend wies Martina Stamm-Fibich von der SPD-Bundestagsfraktion darauf hin, dass der Gesetzgeber in den letzten Jahren viel getan habe, um die Qualität der Hilfsmittel-Versorgung zu verbessern. „Dennoch haben wir nach wie vor Qualitätsprobleme, da immer noch einige Krankenkassen nicht bereit sind, mit den Leistunsgerbringern auf Augenhöhe zu arbeiten“, so die Politikerin. Sie plädierte für einheitliche Vorgaben für das Vetragscontrolling durch die Krankenkassen.
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Simone Borchardt war 27 Jahre bei der Barmer-Ersatzkasse tätig und ist Geschäftsführerin einer Pflegeeinrichtung. Ihre Praxiserfahrung zeige ihr, dass die Bedeutung der Hilfsmittelversorgung noch immer unterschätzt werde. Ihr sind Maßnahmen wichtig, um die Versorgung in der Häuslichkeit zu stärken. Dafür seien Hilfsmittel essenziell. „Wir müssen die Menschen so lange wie möglich gut im häuslichen Bereich versorgen“, so die Unionsabgeordnete. Die Hilfsmittel- und Homecare-Branche sei sehr mittelständisch geprägt.

Homecare mit Wund-Expertise

Den Veränderungsdruck in ambulanten Versorgungsstrukturen zeigte Rechtsanwältin Bettina Hertkorn-Ketterer am Beispiel der Versorgung von chronischen oder schwer heilenden Wunden auf. Der Rechtsrahmen für die Wundversorgung unterliege dabei vielfältigen Änderungen: von der neuen Verbandmittel-Definition über die Reform der Pflegeausbildung bis hin zum Aufbau von 1.000 Gesundheitskiosken, die auch das Thema Wundversorgung umfassen sollen. „Wir vergessen dabei, dass es spezialisierte Fachkräfte beispielsweise für die Wundversorgung vor Ort bereits gibt – in spezialisierten Wundzentren oder Homecare-Unternehmen.“
Diese müssen zum Einsatz kommen können, um effiziente Versorgungsstrukturen zu ermöglichen. Die Rahmenempfehlungen des GKV-Spitzenverbandes zur Versorgung mit häuslicher Krankenpflege (§ 132 a SGB V) sehen vor, dass die Versorgung künftig nur noch durch spezialisierte Leistungserbringer erfolgt. Dabei sind Verträge mit Krankenkassen obligatorisch. „Diese spezialisierten Fachkräfte gibt es in den Homecare-Unternehmen bereits“, stellte Hertkorn-Ketterer klar.

AAL in der häuslichen Pflege

Laut Sven Wolfgram, Geschäftsbereichsleiter ambulante Pflege beim Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), steht den zunehmenden Spezialisierungen beispielsweise in der Wundversorgung ein eklatanter Fachkräftemangel gegenüber. Technische Hilfen könnten die häusliche Krankenpflege und ambulante Pflege unterstützen. Dafür müsste aber die Refinanzierung von technischen Lösungen, beispielsweise Ambient Assisted Living (AAL), gesichert sein: „Nur dann können Konzepte, Produkte und Dienstleistungen, die neue Technologien in den Alltag einführen, um die Lebensqualität für Menschen mit Hilfe- und Unterstützungsbedarf zu erhöhen, regelhaft genutzt und der Versorgungsalltag unterstützt werden.“

hospital@home

Die Rolle der Homecare-Unternehmen in den ambulanten Versorgungsstrukturen der Zukunft beleuchtete Prof. Dr. med. Christian Schmidt, Geschäftsführer der GHD GesundHeits GmbH. Die Verweildauer in Krankenhäusern sei in Deutschland mit 7,2 Tagen überdurchschnittlich hoch. Durch Anbieter von spezialisierter und koordinierter Versorgung im häuslichen Bereich könnten Menschen sehr viel schneller in den ambulanten Bereich überführt werden. Er bezeichnete hospital@home „als Versorgungsmodell einer ambulanten Zukunft“. Für die anschließende Überführung, Koordinierung und Versorgung hätten die Homecare-Unternehmen geeignete Logistik und Fachkräfte.

Foto: Karolina Grabowska/Pixabay
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