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23. Oktober 2023
Redaktion
Krankenhaus-Rating-Report 2023

Viele Krankenhäuser kämpfen ums Überleben

Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich im Jahr 2021 wieder verschlechtert. Keine gute Nachricht, die der aktuelle „Krankenhaus Rating Report“ liefert. Erstellt wurde die Analyse gemeinsam vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) in Kooperation mit der Bank im Bistum Essen (BIB).
OP-Szene
Grafik: Sasin Tipchai/Pixabay

Nach einem guten Jahr 2020 hat sich die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser im Jahr 2021 wieder verschlechtert. 11 Prozent der Krankenhäuser befanden sich im „roten Bereich“ erhöhter Insolvenzgefahr, 16 Prozent im „gelben“ und 73 Prozent im „grünen Bereich“. Im Jahr zuvor lagen 7 Prozent im „roten“, 25 Prozent im „gelben“ und 68 Prozent im „grünen Bereich“.

Oft maue Ertragslage

Die Ertragslage hat sich 2021 ebenfalls verschlechtert: 32 Prozent der Krankenhäuser schrieben auf Konzernebene einen Jahresverlust (2020: 22 %). Im Jahr 2021 betrug das durchschnittliche Jahresergebnis lediglich 0,8 Prozent der Erlöse, im Jahr zuvor waren es noch 1,8 Prozent.

Maßgeblich für die schlechtere wirtschaftliche Lage der Kliniken war der Rückgang der Ausgleichszahlungen im Rahmen der Pandemie bei einem nach wie vor geringen Leistungsniveau der Krankenhäuser. So das Fazit von RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) und der Bank im Bistum Essen (BIB)

Die stationäre Fallzahl nahm im Jahr 2022 geringfügig um etwa 0,8 Prozent zu. Im Jahr 2020 war sie aufgrund der Pandemie außerordentlich stark um 13,5 Prozent gesunken, im zweiten Pandemiejahr 2021 leicht um 0,3 Prozent zurückgegangen.

Zu wenig Investitionsfördermittel

Die Investitionsfördermittel der Länder beliefen sich 2021 auf 3,3 Mrd. Euro, das waren 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Bezogen auf die gesamten Krankenhauserlöse entspricht dies einem Anteil von 3,2 Prozent. Um auch die Unternehmens-Substanz zu erhalten und weiterzuent­wickeln, sollten jährlich mindestens 7 Prozent der Erlöse in Investitionen fließen, so der Report.

Der jährlich förderfähige Investitionsbedarf der Plankrankenhäuser zum Substanzerhalt dürfte sich auf mindestens 5,7 Mrd. Euro belaufen, zuzüglich Universitätskliniken insgesamt auf 6,6 Mrd. Euro.

Unterschiede nach Regionen und Trägerschaft

Eine Auswertung von Jahresabschlüssen aus den Jahren 2007 bis 2020 zeigt zeitstabile Muster: Signifikant besser fällt das Rating in Ost-Deutschland aus, am schlechtesten in Bayern und Baden-Württemberg. Kliniken in freigemeinnütziger und privater Trägerschaft schneiden beim Rating und der Ertragslage deutlich besser ab als öffentlich-rechtliche Kliniken.

Gleichwohl verschlechterte sich die Ertragslage privater Krankenhäuser 2021 im Vergleich zum Jahr 2019, während sie bei öffentlich-rechtlichen nur leicht zurückging und bei freigemeinnützigen Häusern sogar stieg. Ein signifikant besseres Rating und eine bessere Ertragslage hatten außerdem größere Kliniken, Häuser in Klinikketten, Krankenhäuser mit einem mittleren und hohen Spezialisierungsgrad sowie Einrichtungen mit einem höheren Casemix-Index.

Wie geht es weiter?

Für die Projektion wurden die Jahresabschlüsse 2021 unter Berücksichtigung der bereits über die Jahre 2022 und 2023 vorliegenden Erkenntnisse und beschlossener Gesetzesänderungen sowie der demografischen Entwicklung bis 2030 fortgeschrieben.

Im Szenario „Fortschreibung“ wird angenommen, dass die in den Pandemiejahren beobachtete geringe Leistungsmenge dauerhaft niedrig bleibt und es nur zu einem leichten demografisch bedingten Wachstum kommt. Weiterhin werden die gestiegene Inflation sowie bereits beschlossene Kurzfristhilfen wie die Energiepreisbremse und der Härtefallfonds berücksichtigt.
In diesem Szenario würde der Anteil der Krankenhäuser im roten Rating-Bereich im Jahr 2023 auf 18 Prozent und bis 2030 auf 44 Prozent steigen bzw. der Anteil der Krankenhäuser mit einem Jahresverlust auf 47 und bis 2030 auf 58 Prozent wachsen.

Ergänzend wurden fiktiv eine einmalige Stabilisierungshilfe von 1 Mrd. Euro im Jahr 2023 sowie dauerhafte Hilfen in Höhe von 4 Mrd. Euro jährlich ab dem Jahr 2024 angesetzt. Sie würden zu einer Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage führen. Im Jahr 2030 würden dann lediglich 26 Prozent der Häuser einen Jahresverlust ausweisen.

Würde das Leistungsniveau durch einen wachsenden Personalmangel und eine voranschreitende Ambulantisierung sinken, würde sich die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser dramatisch verschlechtern. Die überwiegende Mehrzahl der Kliniken würde in diesem Szenario bereits ab 2024 einen Jahresverlust machen.

Foto: Karolina Grabowska/Pixabay
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