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15. Mai 2024
Redaktion
OTWorld 2024

Der erste Tag der OTWorld in Bildern

Nach Krebs, Schlaganfall oder Unfall stellen sich viele die Frage: Wie geht es weiter? Am Eröffnungstag der OTWorld, der Weltleitmesse und des Weltkongresses, zeigten am 14. Mai 2024 Sophie Loubet, Sebastian Fenske, Lena Beister und Kathrin Rammin, wie sie ihren Weg zurück zu einem selbstbestimmten Leben im Alltag, Beruf und Sport gefunden haben und wie sie u. a. die fachgerechte Hilfsmittelversorgung durch modernde Orthopädietechnik dabei unterstützt hat.

Lena Beister ist glücklich trotz halbseitiger Lähmung

Lena
Foto: MTD
(v.l.) Lena Beister, Moderatorin Ruth Justen (BIV-OT) und die Kongresspräsidenten der OTWorld 2024, Prof. Dr. Thomas Wirth und Dipl. Ing. (FH) Ingo Pfefferkorn.

Mit nur 19 Jahren, mitten in ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, erlitt Lena Beister im Sommer 2020 einen Schlaganfall als Nebenwirkung der Anti-Baby-Pille. Eine Sinusvenenthrombose führte zu einer rechtsseitigen, beinbetonten Lähmung. Anfangs gab es wenig Hoffnung auf ein Leben ohne Rollstuhl, aber ein Treffen mit Orthopädietechniker Eugen Semke änderte alles. Trotz anfänglicher Skepsis testete Beister, angeregt durch Semke, eine Neuro-Orthese. Diese Versuche machten ihr deutlich, dass der Rollstuhl nicht die einzige Option war. Die Orthese stimuliert Nerven und aktiviert Muskeln durch elektrische Impulse. Seitdem begleitet sie die junge Frau im Alltag und ermöglicht es ihr, selbstständig zu gehen.

Doch gehörten Schmerzen und Spastiken sowie damit verbunden Medikamente in immer höherer Dosierung und schlaflose Nächte fortan zu Lenas Alltag. Auf Empfehlung von Eugen Semke probierte sie den Neuromodulationsanzug Exopulse Mollii Suit aus. Obwohl sie zunächst nicht viel merkte, konnte sie erstmals seit Jahren schmerzfrei schlafen. Heute benötigt Lena keine Medikamente mehr gegen Schmerzen oder Spastiken und fühlt sich entspannter und energiegeladener.

Kathrin Rammin ist agil dank Kompressionsstrümpfen

Prof.
Foto: MTD
(v.l.) Prof. Dr. Gerd Lulay (Chefarzt der Chirurgischen Klinik II: Gefäß- und Endovaskularchirurgie am Klinikum Rheine), Lymphödempatientin Kathrin Rammin, Orthopädietechnik-Meister Stephan Klör.

Kathrin Rammin erhielt 2005 die Diagnose Gebärmutterhalskrebs, wurde innerhalb kurzer Zeit operiert, erhielt Chemotherapie und Bestrahlung. Bei dem Eingriff wurden neben Gebärmutter und Gebärmutterhals auch Lymphknoten entfernt. Bald darauf bemerkte die damals 34-Jährige eine zunehmende Schwellung im rechten Bein, von der Leiste bis in die Zehen, und es wurde klar: Ein Lymphödem entwickelte sich als Folge der Operation. Ihr Erfahrungsbericht verdeutlicht, wie Hilfsmittel den Alltag mit der chronischen Erkrankung erleichtern.

Seit 2006 unterzieht sich Kathrin regelmäßig der Lymphtherapie und trägt täglich Kompressionsstrümpf. Ansonsten ist es für sie eine unverzichtbare Routine, vergleichbar mit dem Zähneputzen. „Auch wenn es anstrengend ist, morgens hineinzuschlüpfen. Ich schaffe das mittlerweile in etwa zwei Minuten“, sagt sie. Sie schätzt das Gefühl von Sicherheit und die positiven Auswirkungen des Kompressionsstrumpfs, der Druck auf das Gewebe ausübt, den Lymphabfluss fördert und die Schwellung reduziert.

Doch sie kennt auch die Herausforderungen, wenn der Strumpf nicht richtig sitzt: „Dann rutscht er genauso wie eine schlecht sitzende Strumpfhose, schnürt die Kniekehle ab, liegt beispielsweise zu eng am Knöchel, wirft Falten, scheuert und führt im schlimmsten Fall zu offenen Stellen.“ Da bei einem Lymphödem das lymphatische System gestört ist, sind Verletzungen und Entzündungen besonders riskant. „Für die optimale Anpassung braucht es Fachwissen und vor allem Geduld, um so lange nachzujustieren, bis es passt“, betont Rammin, deren Kompressionsstrümpfe von Orthopädietechnik-Meister Stephan Klör angepasst wurden.

 

Sebastian Fenske und Sophie Loubet leben mit Prothesen

V.l:
Foto: MTD
(v.l.) Martin Buhl-Wagner, (Geschäftsführer Leipziger Messe), Ruth Justen (BIV-OT); Sebastian Fenske (handamputiert nach Unfall), Alf Reuter (Präsident BIV-OT) und Sophie Loubet (Paralympics-Sportlerin).

Sebastian Fenske musste sich entscheiden: Weiterleben mit oder ohne Hand? Nach einem Unfall beim Stock-Car-Rennen wurde Fenskes Hand schwer verletzt. Die Ärzte im Klinikum St. Georg Klinik in Leipzig gaben ihm zwei Optionen: Entweder konnte die Hand in Teilen gerettet werden, jedoch ohne volle Funktion, oder aber die Hand wird amputiert und die Funktionen weitgehend über eine Prothese wiederhergestellt.

Entschlossen, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen, entschied sich der 40-Jährige für die Amputation. „Ich wollte mein Leben zurück“, erklärt Fenske. „Um für meine Söhne da zu sein, mit ihnen zu spielen, meinem Sport nachzugehen oder meinen Beruf als Mitarbeiter im technischen Vertrieb auszuüben. Für all das brauche ich zwei funktionierende Hände. Deshalb habe ich mich schnell entschlossen, auf eine gute Prothesenversorgung zu setzen.“ Fenske betont, dass dies die richtige Entscheidung war. Mit einer myoelektrischen, wasserdichten Prothese sowie speziellen Adaptern für verschiedene Tätigkeiten wie grobe Arbeiten oder seine Hobbys Fahrrad- und Quadfahren, kann er heute gefühlt über 90 bis 95 Prozent der Funktionen seiner natürlichen Hand ausüben. „Bei den wenigen Einschränkungen, die übrig bleiben, frage ich entweder um Hilfe oder verzichte, weil es mir nicht wirklich wichtig ist“, sagt Fenske.

 

Das Leben der Französin Sophie Loubet wurde 2019 grundlegend verändert, als ihr  aufgrund des bösartigen Knochentumors das rechte Bein amputiert werden musste. Sie erinnert sich noch sehr genau an die Zeit direkt nach der Amputation: „Ich war vier Monate lang in einem Rehabilitationszentrum, um das Gehen mit einer Prothese zu lernen, und das war das Schwierigste, was ich je in meinem Leben tun musste. Die richtige Unterstützung zu haben und motiviert zu sein, war entscheidend für den Erfolg, denn man denkt oft, dass man es nie schaffen wird.“ Orthopädietechniker haben in dieser Anfangszeit immer wieder die provisorischen Schäfte und Prothesen angepasst. Selbst nach der Reha dauerte es mehr als ein Jahr, bis sich der Stumpf stabilisiert hatte. Doch mit jedem kleinen Fortschritt eröffneten sich für Sophie neue Perspektiven.

Heute gilt die französische Wake- und Snowboarderin als große Medaillen-Hoffnung für die Winter-Paralympics 2026 in Italien. Sie ist ein Symbol für Mut im Para-Sport – und genießt es, dass sie mit ihrer Prothese jederzeit Absatzschuhe tragen oder barfuß gehen kann, ohne lange darüber nachzudenken, unterstützt durch moderne Orthopädietechnik.

Ausführlich berichten wir in unserem Fachmagazin MTD Medizintechnischer Dialog über die OTWorld 2024.

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Foto: Karolina Grabowska/Pixabay
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